Dorothea Ebert / Michael Proksch

Und plötzlich waren wir Verbrecher

Geschichte einer Republikflucht

Im Sommer 1983 unternahmen die Geschwister Michael und Dorothea aus Dresden, beide Musiker, zusammen mit Dorotheas Mann und einem befreundeten Kunststudenten einen Fluchtversuch.

Sie wollten während einer Ferienreise zu Fuß über die bulgarische Grenze nach Jugoslawien. Eltern und Freunde wussten nichts davon. Der Versuch scheiterte.

Anfang 1984 wurden sie zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt und um die Jahreswende 1984/85 von der Bundesrepublik freigekauft.

Was brachte junge Menschen mit, wie es schien, guten Aussichten in der DDR dazu, das Risiko einer Republikflucht auf sich zu nehmen? Wie erlebten sie das Scheitern? Wie kamen sie im Gefängnis zurecht, als »Politische« unter Kriminellen? Der DDR-Alltag außerhalb und innerhalb der Gefängnisse und eine gescheiterte Flucht, erzählt aus der Perspektive von Schwester, Bruder und Mutter, die in Dresden zurückblieb.

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Pressestimmen

»Immer wieder wird auch das Leben in der DDR und damit die Motive der Flucht reflektiert ... Und immer wieder, ganz gleich ob bei der Vorbereitung der Flucht oder während der Haftzeit, wird über die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen auf die Gefühle und das Leben der Eltern nachgedacht ... Berichtet wird in einem sachlichen, wohltuend unaufgeregten Ton, ein Bildteil, eingestreute Zitate aus Büchern, Dokumenten, Briefen und dem eigenen Tagebuch verleihen dem Buch eine zusätzliche Authentizität.«

Jens Wonneberger Dresdner Neueste Nachrichten 21. Juli 2010

»Das Buch schildert anschaulich und aus persönlichen Erfahrungen das Dasein in einem Staat, den heute noch viele Links-Partei-Funktionäre nicht Unrechtsstaat nennen mögen.«

Rheinische Post 31. August 2010

»Ergänzt durch die Erinnerungen der Mutter entsteht aus drei verschiedenen Perspektiven eine dichte, bewegende Schilderung jener Monate. Bei allen Erkenntnissen, die Historiker mittlerweile über die DDR ans Tageslicht gefördert haben: Häufig sind es gerade jene persönlichen Berichte, die wichtige Einblicke in das Innenleben dieser Diktatur ermöglichen. Wie Menschen nicht erst an äußeren Umständen wie verweigerter Reisefreiheit verzweifeln, sondern schon im Stillen, im Täglichen sich beugen müssen, an der Resignation leiden, die alle Zuversicht nimmt. Das packende Buch wirft zugleich ein Licht auf das nach wie vor umstrittene 'System Vogel' - das über den Ostberliner Anwalt Wolfgang Vogel eingefädelte Freikaufen von politischen Häftlingen aus der DDR. Der Westen ließ sich aus humanitären Erwägungen auf diesen Menschenhandel ein. Und ließ der SED auf diese Weise Milliarden zufließen.«

Carsten Dieppel Rheinischer Merkur 29.07.2010

»Die Stärke dieses Buches ist seine persönliche Note. Es sind die ungefilterten Betrachtungen der Beteiligten, die subjektiv und emotional berichten. Da gibt es durchaus auch lustige Momente und Augenblicke des Glücks. Die ganze Bandbreite des menschlichen Daseins eben. Und genau das macht dieses Buch so attraktiv ... Geschichte hautnah. Ein wichtiges Buch zum Thema DDR. Spannend und lesenswert erzählt.«

Richard-Heinz Tarenz WILD Das Magazin 21.07.2010

»Das Buch erzählt, warum junge Menschen mit guten Aussichten in der DDR das Risiko einer Flucht auf sich nahmen, und wie sie im Gefängnis zurecht kamen als "Politische" unter Kriminellen.«

Berliner Morgenpost 29. Juli 2010

»Über DDR und Stasi sind schon viele Bücher geschrieben worden. Gibt es da noch etwas Neues zu erzählen? Ja, wenn persönliche Erlebnisse - wie die Freude an einer Kommunikation über eine Abwasserleitung - so beschrieben und im Lichte historischer Fakten reflektiert werden, dass sich auch Außenstehende vorstellen können, wie sehr und warum es Menschen gedrängt hat, diesem System zu entfliehen ... Erstaunlich detailreich - obwohl es unmöglich war, sich in der Haft Notizen zu machen oder Tagebuch zu führen - schildern die Geschwister getrennt voneinander ihre Odyssee durch verschiedenen DDR-Gefängnisse.«

Alexander Günzler Stuttgarter Zeitung 30. Juli 2010

»Den Geschwistern Dorothea Ebert und Michael Proksch ist mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit eine beeindruckende Dokumentation deutscher Zeitgeschichte gelungen. In ihrer Auseinandersetzung zeichnen sie ein Bild der DDR, das jede in den Krisen des Kapitalismus auftauchende nostalgische Verklärung des Lebens im Arbeiter- und Bauernstaat verbietet. Denn die politische Beeinflussung schon von Kindesbeinen an und die ständige Angst vor Denunziation haben die Familien in ihren eigenen Wänden enger zusammenrücken lassen. Mit ostdeutscher Romantik und gelebtem Sozialismus hatte das nichts zu tun ...«

Gregor Boldt Westdeutsche Allgemeine Zeitung 6. September 2010

»Den Geschwistern Dorothea Ebert und Michael Proksch ist mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit eine beeindruckende Dokumentation deutscher Zeitgeschichte gelungen.«

Neue Ruhr Zeitung 10. September 2010

»Wenn sie heute durch ein Gefängnis gehen, kommen schlimme Erinnerungen hoch. 'Du durftest dich nicht gehen lassen, nicht weinen. Die wollen nur, dass du verrückt wirst und aufgibst', sagt Dorothea. Kein Tageslicht, kaum Bewegungsfreiheit und bis zu 24 andere Häftlinge in der Zelle: Oft dachten die Geschwister, dass sie es nicht mehr aushalten würden. Kurz vor Weihnachten 1984, nach anderthalb Jahren Haft, wurde Dorothea endlich freigekauft, wenige Wochen später kam auch Michael frei. Beide trafen sich in München wieder und bauten sich dort ein neues Leben auf. Mit der überraschenden Freiheit und einer gelebten Demokratie zurechtzukommen war für sie anfangs nicht einfach.«

ZDF 5. November 2010

»Die Fluchtgeschichte von Dorothea und Michael Proksch ist erschütternd. Und die Schilderungen des quälenden Alltags in bulgarischen und DDR-Haftanstalten sind so präzise, dass viele politische Gefangene, die ebenfalls in die Mühlen von Justiz, Polizei und Staatssicherheit gerieten, sich darin wiederfinden. Jene aber, die noch immer keine Vorstellung von einer Diktatur haben, werden wissender sein nach der Lektüre des Buches.«

Freya Klier Deutschlandradio Kultur 4. Oktober 2010

»Das Buch eröffnet auch 20 Jahre nach dem Zusammenbruch der SED-Diktatur wichtige Einblicke in das Innenleben eines Regimes, das seine Gefängnisse mit sogenannten Grenzbrechern füllte, um sie dann gegen harte Devisen in den Westen abzuschieben.«

Elke Stadelmann-Wenz Das Historisch-Politische Buch Mai 2011